Frohes Weihnachtsfest!
Erneut begehen die Christenheit, unsere Freunde, Nachbarn und Mitmenschen weltweit die Weihnachtsfeierlichkeiten in verschiedenen Traditionen. Wir wünschen der Christenheit spirituelle und besinnliche Augenblicke im Kreise ihrer Lieben, Familien und Gemeinden. In der Adventszeit von der Vesper bis zum Heiligabend wird der Geburt Jesu von Nazareth gedacht (Friede sei mit ihm).
Darüber hinaus in der Weihnachtsgeschichte ebenfalls den irdische Schwierigkeiten: von Haustür zu Haustür gehend, um Einlass in einen Unterschlupf, einen sicheren Ort bittend. Die Erfahrungen der Abweisung und des Ausgeschlossenseins, der Not und Entbehrung sind Teil der Weihnachtsgeschichte. Die Weihnachtsgeschichte indes wiederholt sich immer und immer wieder, zunehmend auch vor unserer eigenen Tür. Eine Brücke bauend zu jenen, die kein Zuhause haben, am Rande der Gesellschaft leben. Es ist an uns, sie einzulassen.
Diese Phasen spiritueller Einkehr, Rückbesinnung und Bewusstwerdung dienen dabei dem Gläubigen, der Gemeinde, aber auch der gesamten Gesellschaft hierüber als Moment des Innehaltens und des Reflektierens.
In einer Jahreszeit, in der die Besinnlichkeit der Vorweihnachtszeit übergeht in die Feierlichkeiten der Weihnachtsfeiertage, in denen unsere christlichen Geschwister im Kreise ihrer Familie den Gaben Gottes danken werden, in denen die muslimischen wie auch andere nichtchristliche Familien diese Feiertage ebenfalls dazu nutzen, um bei ihren Liebsten und Nächsten gemeinsame Stunden zu verbringen, im Wissen darum, dass weltweit unzählige Menschen durch Krieg und Terror von ihren Nächsten getrennt wurden. Im Wissen darum, dass einige dieser Menschen auch Zuflucht bei uns gefunden haben, werden wir dafür beten, dass auch sie in Zukunft ihre Feste im Kreise ihrer Liebsten feiern können. In der Hoffnung, dass Menschen nicht mehr gezwungen werden, ihre Heimat und ihre Anverwandten zu verlassen, beten wir dafür, dass Leid, Krieg und Terror ein Ende finden mögen.
Feste sind Anlässe, durch die sich Menschen, unabhängig von Religion, Sprache, ethnischer und kultureller Herkunft gegenseitig näher kommen, Freundschaften gefestigt werden und sich die Kultur des gegenseitigen Respekts und der Toleranz verbreiten kann. In diesem Geist ist für einen wesentlichen Teil unserer Gesellschaft das ausklingende Jahr 2015 verlaufen.
Wir sind uns als Gesellschaft näher gekommen in dem Bemühen, den Menschen, deren Not größer ist als unsere, beizustehen. Somit wird das Jahr 2015 als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem unsere Gesellschaft nicht nur die Prämisse „Wir schaffen das!“ ausgegeben und bewiesen hat, sondern auch als ein Jahr, in dem wir gezeigt haben: „Wir gehören Zusammen und wir lassen uns nicht auseinanderdividieren!“- nicht durch PEGIDA und auch nicht durch den Terror des IS.
Das göttliche Prinzip des Miteinander im Guten Wetteiferns, welches uns auch im Koran gebietet wird, haben wir gemeinsam umgesetzt, ohne bei den Bedürftigen eine Unterscheidung zwischen Christen, Jesiden oder Muslimen zu machen. Unsere Gesellschaft hat die Würde des erhabensten von Allah geschaffenen Wesens hochgehalten.
Hoffnungsvoll stimmen uns dabei, dass die großen Religionen, wie auch die Kirchen, unermüdlich ihre Gläubigen zu Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit, verantwortlichem Handeln, Fairness und Gradlinigkeit gegenüber Menschen in Not, zur Wertschätzung der Umwelt, zur Eintracht in der Gesellschaft und letztendlich zum Frieden und zum aktiven Engagement für den Frieden aufrufen.
Möge das Feiern der Feste und die Gottesdienste zur gegenseitigen Wertschätzung unserer Gemeinsamkeiten, zur Anerkennung gemeinsamer Überzeugungen beitragen und dazu führen, dass wir in Harmonie und Frieden mit unserer eigenen Identität und unseren religiösen und kulturellen Wurzeln in Vielfalt und in Unterschiedlichkeit in höchster Harmonie zusammenleben können.
Möge dieses Fest und das kommende Jahr 2016 dazu führen, dass in den persönlichen und gesellschaftlichen Beziehungen, in den Nachbarschaften, Religionsgemeinschaften und weltweit fruchtbare Dialoge ohne Vorurteile und Angst auch mit unseren neu angekommenen Nachbarn geführt werden, auf dass Menschen sich in Offenheit, Aufrichtigkeit und Liebe einander nähern mögen.
So wünsche ich im Namen der DITIB-Gemeinschaften der gesamten Christenheit ein frohes Weihnachtsfest.
Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu
Vorstandsvorsitzender
DITIB-Bundesverband